Donnerstag, 14. Februar 2008

Macht und Geschlecht

"Dass eine Frau überhaupt eine echte Chance hat, Präsidentin zu werden, ist schon ein Einschnitt. Eine kleine Revolution. Hillary Clinton hat über längere Zeit versucht, ihr Frausein mindestens nicht zum Thema zu machen, fast zu negieren. Sie hat versucht, sich härter zu geben als ihre männlichen Konkurrenten. Damit hat sie einen Fehler begangen. Sie hat so die Chance vergeben, die eine Frau in der Politik hat, wenn sie sich klar positioniert und eine Mischung aus authentischer Persönlichkeit und politischer Programmatik anbieten kann. [...]
Frauen versuchen oft, sich besser anzupassen an das Bestehende als die Repräsentanten des Bestehenden selbst."
Miriam Meckel

Heide Gerstenberger über Hillary Clinton, Macht und Feminismus:

"Ein Problem etwa ist, dass Frauen generell nicht automatisch mit Macht im positiven Sinn konnotiert werden. Härte, Durchsetzungskraft, Ambition - all diese "machtvollen" Eigenschaften werden eher Männern zugeschrieben. Eine mächtige Frau gilt schnell als "herrschsüchtig", "überehrgeizig", "kalt" und damit vor allem: "unweiblich". So wurde Hillary Clinton als First Lady mit politischen Ambitionen schnell zur "Yoko Ono" und "feministischen Hexe". Umgekehrt galt: Immer, wenn sie sich typisch "weiblich" im Sinne von "schwach" und "verletzbar" zeigte, stieg sie in der Gunst der WählerInnen. Ihre Sympathiewerte wuchsen während der Lewinsky-Affäre ihres Mannes auf sagenhafte 70 Prozent. Und die bereits verloren geglaubte Vorwahl Mitte Januar in New Hampshire gewann sie, nachdem sie einmal ihre Erschöpfung und damit "Schwäche" zugab. Die Genderforschung nennt dieses Phänomen Double-Bind: Die starke Frau soll bitte weiblich bleiben, aber die Weiblichkeit schließt sie quasi von der Macht aus. [...]
Clinton gehört augenscheinlich zu der Altersgruppe von Frauen, die sich gerade wegen des Double-Bind so gut es irgend ging absichern musste, wenn sie Macht haben wollte. Keine Angriffsfläche zu bieten, härter zu arbeiten als Männer, das war bisher die Devise, um in einem männlich dominierten Feld durchzukommen. [...]
Ein Wunder ist es nicht, wenn Frauen nach solchen Erfahrungen verinnerlichen, sie müssten die besseren Männer werden. So gesehen hätte Clinton eine undankbare Rolle als Pionierin: Verhärtet im Kampf um eine Macht, der ihre Töchter sich schon lockerer nähern können, und mit Methoden, die den Töchtern extrem uncool erscheinen. Wenn man diese Logik fortschriebe, hieße das, dass Clinton wohl nicht Präsidentin wird. Denn Pionierinnen kommen selten ganz am Ziel ihrer Träume an. Andererseits: Was genau hatten Wahlen noch mal mit Logik zu tun?"


Und Isolde Charim ('Der Althusser-Effekt') zu Clinton vs. Obama

Keine Kommentare: