Donnerstag, 20. Dezember 2007

Ein neues Emotionalitäts-Dispositiv

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"Offensichtlich bildet sich ein neues Emotionalitäts-Dispositiv heraus. Für den Fordismus gilt weitgehend, dass Gefühle im Rahmen restriktiver Handlungsfähigkeit durch Polarisierung ruhig gestellt werden: einerseits in der "scheinhaften 'Verinnerlichung' der Emotionalität als von den realen Lebesbedingungen isolierter, bloß 'subjektiver' Zustand des je einzelnen Individuums", andererseits als "'Entemotionalisierung', d.h. Zurückgenommenheit und Unengagiertheit des Handelns" (Holzkamp 1983, 404). Indem die Gefühle von der Situation und vom Handeln darin losgelöst und dissoziiert erscheinen, werden sie zu besonderer "Tiefe" mystifiziert. Im neoliberalen Mobilisierungsdiskurs wird all das an die Oberfläche geholt: die Gefühle sind wieder "profanisiert", weltlich und jederzeit einsetzbar. Sie werden (auch hier) nicht als "Bewertung" der Situation gedacht, sondern müssen unabhängig davon zum Handeln unter fremd gesetzten Zielen befähigen, sind Teil von Selbstinstrumentalisierungen, die den geforderten Haltungen - aktiv, kreativ, demütig - bereitstellen können. Entsprechend verschieben sich auch die Erscheinungsweisen restriktiver Motivation (Holzkamp 1083, 411ff): es geht weniger darum, fest stehende Ziele und Verhaltensweisen zu oktroyieren, als vielmehr die Subjekte zu mobilisieren, sich die von anderen definierten Probleme selbständig zu eigen zu machen bzw. selbst aus den sachlichen Gegebenheiten abzuleiten, ihre Kreativität und Individualität in diese Prozesse einzubringen und eigenständig Verwertungsmöglichkeiten zu eröffnen. [...] Die immer wiederholte Bereitschaft zur harten Arbeit, die im Umkehrschluss den Misserfolg auf mangelnde Eigenleistung zurückführen, sind so etwas wie die Antwort 'von unten' auf das Vorhaben, das "Sicherheitsnetz aus Ansprüchen in ein Sprungbrett in die Eigenverantwortung umzuwandeln" (Schröder/Blair 1999). [...] Durch formelhafte Wiederholungen von nahe gelegten Denk- und Handlungsweisen werden Begründungsmuster zur Verfügung gestellt, die über die Herausbildung einer verallgemeinerten 'Haltung' - Lernhaltung, Arbeitshaltung, Erwartungshaltung, etc. - relativ kohärente Erklärungen und Selbstthematisierungen ermöglichen."

C. Kaindl (2005): Du musst ihn fühlen, den Scheiß!, in: Das Argument, Nr. 3.

Montag, 17. Dezember 2007

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"Seibert vergleicht die Multitude mit dem marxschen Begriff des „Proletariats“, wie er im Manifest formuliert wurde: als diffuses Milieu, das sich freigesetzt und eigentumslos aus allen Klassen der Bevölkerung rekrutiert. Eine solche „Klasse der Klassenlosen“ (Nomaden) versteht er mit Deleuze als gesellschaftliche „Minderheit“ auf der Flucht vor der „Konstante der Mehrheit“. Mehrheit meint kein quantitatives Maß, sondern ein normalisierendes Dispositiv von symbolischen und Repräsentationsformen. Es gelte nicht selbst Mehrheit zu werden, sondern diese zu dekonstruieren. Der damit verbundene Exodus, der Ausbruch aus der Welt, symbolisiert auch die Freisetzung des „kommunistischen Militanten“ als „Entbundenen“, als „Subjektives ohne Subjekt“. Ohne es zu wollen formuliert Seibert damit eine Gegenposition zum gramscianischen organischen Intellektuellen. Der folgende Disput mit Rehmann, ging über das Verständnis des Autors, war jedoch an glanzvollen Schlagabtäuschen kaum zu überbieten."
Mario Candeias, Neoliberalismus und Subjekt

Freitag, 14. Dezember 2007

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Dienstag, 11. Dezember 2007

Sarkozy und die Krise der Linken

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Der Althusserschüler Alain Badiou zu Frankreich, Sarkozy und der Linken (hier).

Montag, 10. Dezember 2007

Wachschutz an neuköllner Schulen

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Seit heute morgen werden 13 neuköllner Schulen von einem privaten Wachschutz bewacht. Nachdem sich Dussmann wegen der politischen Umstrittenheit dieses Projektes zurückgezogen hat, macht dies nun die Sicherheitsfirma Germania.
TAZ: 1, 2, 3, 4, 5, 6
FR: 1, 2, 3
Süddeutsche: 1
Indymedia: 1

Sonntag, 9. Dezember 2007

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Sonntag, 2. Dezember 2007

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le mobilé:

Der Anfang vom Ende

Nicos Poulantzas sagt:

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"Die Kämpfe um die Selbstverwaltung und direkte die Demokratie müssen sich die Frage stellen: Wer ist an der Macht und wozu? Zur Veränderung dieser Kräfteverhältnisse dürfen diese Kämpfe und Bewegungen jedoch nicht zu einer Zentralisierung zu einer zweiten Macht tendieren, einem dem Staat angeblich völlig äußerem Ort. Sie müssen vielmehr zur Veränderung des Kräfteverhältnisses auf dem Terrain des Staates selbst führen. Soweit diese Kämpfe und Bewegungen politisch sind, stehen sie niemals außerhalb des Staates, auch wenn sie sich außerhalb des physischen Raums des Staates situieren: Sie sind jedenfalls immer in sein strategisches Feld eingegliedert. Da liegt die wirkliche Alternative, und nicht im Gegensatz von einem bloß "inneren" und einem "äußeren" Kampf. In einem demokratischen Weg zum Sozialismus müssen sich beide Wege verbinden. Sich in die Staatsapparate zu "integrieren" oder nicht, das Spiel der Macht zu spielen oder nicht - all dies reduziert sich nicht auf die Wahl zwischen einem "inneren" und einem "äußeren" Kampf. Im übrigen ist die Integration nicht die notwendige Konsequenz einer Strategie, die auf Veränderungen innerhalb des Terrains des Staates abzielt - als ob sich jemals ein politischer Kampf völlig außerhalb des Staates stellen könnte."

Nicos Poulantzas (1978/2002), Staatstheorie, S.288, Hamburg.