Nun, wünschenswerter wäre doch eine Auseinandersetzung, die weder in einen rassistischen Diskurs miteinstimmt, noch Themen wie Ehrenmorde verharmlosen. Es sollte doch möglich sein, unterdrückerische, gewalttätige Praxen zu kritisieren, egal ob sie von Weißen oder People of Colour ausgeübt werden. FK
Da machste's dir aber, indem du dich aus den konkreten Macht- und Hierarchieverhältnissen einfach rausdenkst, viel zu einfach. Bezeichnend auch, dass dir als erstes an dem Video (das ja auch keine sozialwissenschaftliche Analyse sein will) die Verharmlosung von Ehrenmorden auffällt.
Nein, einfach machen es sich diejenigen, die alles, was von Nicht-Weißen ausgeht, als gewaltfreien Raum romantisieren. Weißer Westen ist schlecht, "nicht-weißer Rest" ist gut, das ist doch die vereinfachende, aber höchstgradig problematische, und leider weit verbreitete These. Schwieriger ist es (offensichtlich), sich in diesem Diskussionsfeld, zumal innerhalb der Linken, gegen rassistische Praxen auszusprechen und gleichzeitig Machtverhältnisse innerhalb migrantischer Communities zu thematisieren. FK
Das der naive Postkolonialismus á la klassische Volksbefreiungsromantik heute weit verbreitet ist würde ich mal stark bezweifeln. Was man aus dem allgemeinen Rauschen am ehesten hört ist wohl ein: 'Westen juche! Rest oh Weh!' und ich spreche mich ja auch garnicht gegen das thematisieren von Herrschaftsverhältnissen aus, aber warum man nicht die gesellschaftlich dominanten Herrschaftsverhältnisse und Machtungleichgewichte ins Zentrum seiner Kritik stellen sollte anstatt geradezu reflexhaft irgendwie ausgemachte 'Randgruppen' zu fokussieren würde mich von deiner Seite ja mal interessieren? Wer vom Rand her auf Gesellschaft schaut, pflegt doch schon der Sache nach einen mystifizierenden und naturalisierenden Blick auf Gesellschaft. Was mir bei deiner Kritik fehlt ist 1. ein Verständnis davon was politiches Cabaret ist und 2. das miteinbeziehen einer strategischen Ebene, es ist nämlich äußerst bedeutsam in welchem vermachteten und hierarschischen Kontext ich mich äußere (in Abgrenzung zum 'merkwürdig zwanglosen Zwang des besseren Arguments'). Und mir würde es strategisch eher darum gehen dominante Betrachtungsweisen zu verschieben und zu irritieren anstatt mit der blütenweißen Kritik aufzuwarten.
Das ist eine schwierige Debatte. Zu verifizieren, ob deine Sicht des hegemonialen Diskurses oder meine nun richtiger ist, übersteigt wahrscheinlich unsere hier gegebenen Möglichkeiten, da wir beide Beispiele zur Bestätigung der eigenen Meinung heranziehen könnten (mein Bsp: Rether im öffentlichen Abendprogramm). Daher möchte ich mich auf den Auslöser der Debatte, das von dir verlinkte Rether-Video beziehen.
Hier wird Islamkritik mit "Moslembashing" gleichgesetzt: das verunmöglicht Kritik an reellen repressiven Elementen, die es in islamischen Ländern gibt. Zu der unfundierten Titelbildkritik, ohne auf Artikelinhalte einzugehen (die ja angeblich jedes Kind liest), brauche ich wahrscheinlich nichts sagen, weil dann von dir kommt: Ist ja nur Kabarett. Die Angst, die er als vorauseilende bezeichnet, existiert aber AUCH bezogen auf reelle Bedrohungen! Insbesondere in den USA und in Israel, was in Deutschland gern ignoriert wird (warum? Oder sind Selbstmordattentate und Raketenbeschüsse auch nur phatasiert?), aber auch für Frauen, die in islamisschen Verhältnissen leben/lebten und sich dagegen wehren. Familiendramen und fundamentalistische Christen sind nicht so wirkmächtig wie Ehrenmorde und Länder, in denen keine Trennung von Kirche und Staat existiert und die Sharia herrscht.
Du unterstellst mir zum zweiten Mal, was ich wieder dementieren muss: Ich stelle NICHT Randgruppen (die nicht von MIR als solche ausgemacht werden, sondern in allen Diskussionen) in den Mittelpunkt der Kritik. Ich finde es wichtig, beides zu diskutieren: 1.) Rassistische Verhältnisse, Herrschaftsverhältnisse, die Reflektion der weißen Position. 2.) kritisiere ich die Dethematisierung von rellen Unterdrückungsverhältnissen in islamischen Gemeinschaften, indem sie als bloße Projektion, Islamophobie u.ä. bezeichnet werden, ohne sich um reelle Gegebenheiten zu kümmern. Was NICHT heißt, jeder gläubige Muslime ist reaktionär, patriarchal, gewalttätig usw. Aber Kritik an Ländern, in denen unter Bezug auf die Sharia Frauen erst vergewaltigt und dann ermordet werden, weil sie im Einkaufszentrum mit einem Mann geredet haben, der nicht zu ihrer Familie gehört (wie kürzlich im Sudan), muss möglich sein und muss geübt werden. Genauso wie Kritik an undemokratischen Verhältnissen. Oder ist das zu westlich? Sind all die Menschen in Kenia, die ehrliche und legitime Wahlen einfordern, zu westlich und nicht mehr gute Repräsentanten "ihrer Kultur"? (Entschuldige die Polemik.) Mir geht es, um deine Fragen zu beantworten, 1.) um eine emanzipative Gesellschaft, in der der Mensch kein geknechtetes, erniedrigtes unterdrücktes Wesen sein muss. Für diese Verhältnisse sollte in allen Gesellschaften gekämpft werden. 2.) Mit Kabarett lässt sich nicht alles entschuldigen. Wenn es faschistisch WÄRE, würdest du es auch kritisieren, obwohl es Kabarett ist. Nun, und ich kritisiere Rether für Äußerungen, die ich für gefährlich und weit verbreitet halte. Gruß, FK
Nachtrag: Übrigens steht auf Wikipedia zu Rether: >Hervorgehoben wird gerne Rethers "unverkrampfter Umgang mit bisherigen Tabuthemen", wenn er feststellt: "Israel, ein ganz normaler Apartheidstaat"< Interessant auch der Spaltungsbegriff, der eine gesunde Volksgemeinschaft impliziert, die von außen und von oben durcheinandergebracht wird. Als "Spalter" und "Scharfmacher" bezeichnet er 3 Menschen, 2 davon mit jüdischer Herkunft. Die Sendung wurde im Jahresrückblick des Scheibenwischers gezeigt - kann man durchaus als hegemonial bezeichnen. Ich fand deinen Blog bisher ziemlich gut, aber diesen Typen zu verlinken geht gar nicht.. Gruß, FK
7 Kommentare:
Nun, wünschenswerter wäre doch eine Auseinandersetzung, die weder in einen rassistischen Diskurs miteinstimmt, noch Themen wie Ehrenmorde verharmlosen. Es sollte doch möglich sein, unterdrückerische, gewalttätige Praxen zu kritisieren, egal ob sie von Weißen oder People of Colour ausgeübt werden.
FK
Da machste's dir aber, indem du dich aus den konkreten Macht- und Hierarchieverhältnissen einfach rausdenkst, viel zu einfach. Bezeichnend auch, dass dir als erstes an dem Video (das ja auch keine sozialwissenschaftliche Analyse sein will) die Verharmlosung von Ehrenmorden auffällt.
Nein, einfach machen es sich diejenigen, die alles, was von Nicht-Weißen ausgeht, als gewaltfreien Raum romantisieren. Weißer Westen ist schlecht, "nicht-weißer Rest" ist gut, das ist doch die vereinfachende, aber höchstgradig problematische, und leider weit verbreitete These. Schwieriger ist es (offensichtlich), sich in diesem Diskussionsfeld, zumal innerhalb der Linken, gegen rassistische Praxen auszusprechen und gleichzeitig Machtverhältnisse innerhalb migrantischer Communities zu thematisieren.
FK
Das der naive Postkolonialismus á la klassische Volksbefreiungsromantik heute weit verbreitet ist würde ich mal stark bezweifeln. Was man aus dem allgemeinen Rauschen am ehesten hört ist wohl ein: 'Westen juche! Rest oh Weh!' und ich spreche mich ja auch garnicht gegen das thematisieren von Herrschaftsverhältnissen aus, aber warum man nicht die gesellschaftlich dominanten Herrschaftsverhältnisse und Machtungleichgewichte ins Zentrum seiner Kritik stellen sollte anstatt geradezu reflexhaft irgendwie ausgemachte 'Randgruppen' zu fokussieren würde mich von deiner Seite ja mal interessieren? Wer vom Rand her auf Gesellschaft schaut, pflegt doch schon der Sache nach einen mystifizierenden und naturalisierenden Blick auf Gesellschaft.
Was mir bei deiner Kritik fehlt ist 1. ein Verständnis davon was politiches Cabaret ist und 2. das miteinbeziehen einer strategischen Ebene, es ist nämlich äußerst bedeutsam in welchem vermachteten und hierarschischen Kontext ich mich äußere (in Abgrenzung zum 'merkwürdig zwanglosen Zwang des besseren Arguments'). Und mir würde es strategisch eher darum gehen dominante Betrachtungsweisen zu verschieben und zu irritieren anstatt mit der blütenweißen Kritik aufzuwarten.
J. ;)
Das ist eine schwierige Debatte. Zu verifizieren, ob deine Sicht des hegemonialen Diskurses oder meine nun richtiger ist, übersteigt wahrscheinlich unsere hier gegebenen Möglichkeiten, da wir beide Beispiele zur Bestätigung der eigenen Meinung heranziehen könnten (mein Bsp: Rether im öffentlichen Abendprogramm). Daher möchte ich mich auf den Auslöser der Debatte, das von dir verlinkte Rether-Video beziehen.
Hier wird Islamkritik mit "Moslembashing" gleichgesetzt: das verunmöglicht Kritik an reellen repressiven Elementen, die es in islamischen Ländern gibt.
Zu der unfundierten Titelbildkritik, ohne auf Artikelinhalte einzugehen (die ja angeblich jedes Kind liest), brauche ich wahrscheinlich nichts sagen, weil dann von dir kommt: Ist ja nur Kabarett.
Die Angst, die er als vorauseilende bezeichnet, existiert aber AUCH bezogen auf reelle Bedrohungen! Insbesondere in den USA und in Israel, was in Deutschland gern ignoriert wird (warum? Oder sind Selbstmordattentate und Raketenbeschüsse auch nur phatasiert?), aber auch für Frauen, die in islamisschen Verhältnissen leben/lebten und sich dagegen wehren.
Familiendramen und fundamentalistische Christen sind nicht so wirkmächtig wie Ehrenmorde und Länder, in denen keine Trennung von Kirche und Staat existiert und die Sharia herrscht.
Du unterstellst mir zum zweiten Mal, was ich wieder dementieren muss: Ich stelle NICHT Randgruppen (die nicht von MIR als solche ausgemacht werden, sondern in allen Diskussionen) in den Mittelpunkt der Kritik. Ich finde es wichtig, beides zu diskutieren: 1.) Rassistische Verhältnisse, Herrschaftsverhältnisse, die Reflektion der weißen Position. 2.) kritisiere ich die Dethematisierung von rellen Unterdrückungsverhältnissen in islamischen Gemeinschaften, indem sie als bloße Projektion, Islamophobie u.ä. bezeichnet werden, ohne sich um reelle Gegebenheiten zu kümmern. Was NICHT heißt, jeder gläubige Muslime ist reaktionär, patriarchal, gewalttätig usw. Aber Kritik an Ländern, in denen unter Bezug auf die Sharia Frauen erst vergewaltigt und dann ermordet werden, weil sie im Einkaufszentrum mit einem Mann geredet haben, der nicht zu ihrer Familie gehört (wie kürzlich im Sudan), muss möglich sein und muss geübt werden. Genauso wie Kritik an undemokratischen Verhältnissen. Oder ist das zu westlich? Sind all die Menschen in Kenia, die ehrliche und legitime Wahlen einfordern, zu westlich und nicht mehr gute Repräsentanten "ihrer Kultur"? (Entschuldige die Polemik.)
Mir geht es, um deine Fragen zu beantworten, 1.) um eine emanzipative Gesellschaft, in der der Mensch kein geknechtetes, erniedrigtes unterdrücktes Wesen sein muss. Für diese Verhältnisse sollte in allen Gesellschaften gekämpft werden.
2.) Mit Kabarett lässt sich nicht alles entschuldigen. Wenn es faschistisch WÄRE, würdest du es auch kritisieren, obwohl es Kabarett ist. Nun, und ich kritisiere Rether für Äußerungen, die ich für gefährlich und weit verbreitet halte.
Gruß, FK
Nachtrag: Übrigens steht auf Wikipedia zu Rether: >Hervorgehoben wird gerne Rethers "unverkrampfter Umgang mit bisherigen Tabuthemen", wenn er feststellt: "Israel, ein ganz normaler Apartheidstaat"<
Interessant auch der Spaltungsbegriff, der eine gesunde Volksgemeinschaft impliziert, die von außen und von oben durcheinandergebracht wird. Als "Spalter" und "Scharfmacher" bezeichnet er 3 Menschen, 2 davon mit jüdischer Herkunft. Die Sendung wurde im Jahresrückblick des Scheibenwischers gezeigt - kann man durchaus als hegemonial bezeichnen.
Ich fand deinen Blog bisher ziemlich gut, aber diesen Typen zu verlinken geht gar nicht..
Gruß, FK
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