Mittwoch, 21. Mai 2008

Linksliberale Meinungsmache

was die Vorsitzende der Geschäftsführung des Suhrkamp-Verlages in der FAZ so von sich gibt (bzw. 2002 von sich gab), ist zumindest mal ein Indikator wie's ums Linksliberale so bestellt ist:

»Unterdrückt, klein gehalten, dumm gemacht, am Fortschritt gehindert, zum Rückschritt gezwungen, stehen die muslimischen Völker des Ostens heute weit unter dem Bildungsniveau derer des Westens. Bauchmenschen, Glaubenstiere, hysterisch und fanatisiert, zurückgeworfen auf Viehhändlergebote, im gerechten Bewusstsein, dass ihnen Unrecht geschieht, doch ohne das intellektuelle Rüstzeug, im Rahmen der Vernunft, die doch der morgenländischen Weisheit erster und letzter Ratschluss ist, dagegen zu kämpfen.«
(Ulla Unseld-Berkéwicz zitiert nach Becker)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Naja, das Zitat ist beim genauen Lesen schon recht doppelbödig. Es partizipiert an rassistischer Erniedrigung und formuliert doch zugleich eine antikoloniale Kritik, die in mancher Hinsicht an Spivaks Frage erinnert, ob denn der Subalterne sprechen könne.

Jedenfalls scheint mir das Zitat zu idiosynkratisch, als dass man sagen könnte, es repräsentiere so etwas wie "den linksliberalen Diskurs".

Symptompatisch ist es für das linksliberale Bürgertum höchstens insofern, als sich die Autorin unfähig zeigt zu wählen: zwischen einer linken Kritik am Neokolonialismus und dem liberalen Fortschrittsnarrativ, das außerhalb des Westens nur rückständige, dumme und vernunftslose Wesen entdecken kann.

Schatten kontrastieren hat gesagt…

Es ist doch offensichtlich wer sich hier als zertifizierte Sprachlehrerin sieht. Postkoloniale Theorie hätte da vermutlich was einzuwenden.

Anonym hat gesagt…

Was uns Ulla Unseld-Berkéwicz offensichtlich 8 Monate nach dem 11.9.2001 sagen wollte ist, dass "muslimischen Völker des Ostens" ziemlich doof sind und sich deshalb nicht wehren können, ganz im Gegensatz zu ihren westlichen muslimischen Brüdern (oder zumindest im Westen zur Uni gehende Brüder), die sehr wohl in der Lage waren, auf sich und ihre Gefühlslage aufmerksam zu machen. Im weiteren gebe ich Lysis recht und würde mich freuen, wenn jemand in der Lage wäre mal den ganzen Artikel von Frau Unseld-Berkéwicz zu besorgen.