"Vorangegangen waren heftige Proteste von Hochschullehrern und Studenten, die forderten, Benedikt dürfe nicht an ihrer Uni sprechen. So rügten 67 Professoren in einem Brief an den Rektor, die Einladung des Papstes sei eine "unglaubliche Verletzung der traditionellen Unabhängigkeit der Universität".
Studenten-Gruppen riefen eine "antiklerikale Woche" aus und besetzten das Rektorat. Sie kündigten an, die Statue der Minerva, der Göttin der Weisheit, als schrillen Transvestiten zu verkleiden und die Uni-Kapelle mit Vin santo, einem Dessertwein, zu entweihen. [...]
[I]n Italien werden immer noch die alten Kämpfe zwischen Christen und Laizisten ausgetragen. Entsprechend heftig sind die Reaktionen. Radio Vatikan spricht von Zensur, der Corriere della Sera zieht Parallelen zu Zeiten, als Faschisten jüdische Professoren am Sprechen hinderten. [...]
Die Gruppe der 67 verweist dagegen auf einen lange zurückliegenden Auftritt Joseph Ratzingers, bei dem dieser angeblich den Prozess gegen Galileo Galilei rechtfertigte. Dadurch seien sie als Wissenschaftler erniedrigt worden, kritisieren die Professoren. In Wirklichkeit geht es natürlich nicht um Galileo. Kirchenkritiker fühlen sich vielmehr im modernen Italien in der Defensive. Dieser Papst macht seine Ankündigung wahr, die christlichen Werte, in katholischer Interpretation, offensiv in die Gesellschaft zu tragen. Ob es um den Kampf gegen die Todesstrafe, die Sexualmoral, Familienpolitik oder Bioethik geht - überall scheint der Vatikan auf dem Vormarsch zu sein. [...]
Die Laizisten argwöhnen, hinter dem freundlichen Habitus dieses Papstes verberge sich ein Reaktionär. Der Pontifex wolle Kirche und Staat wieder in einen Kirchenstaat pressen und den Glauben über die wissenschaftliche Vernunft triumphieren lassen."
Stefan Ulrich, Kirchenkritiker verhindern Papstrede
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen