Mittwoch, 10. Oktober 2007

Exklusion mal anders

Eva Hermann ist aus der Talkshowsendung Kerner ausgeschlossen worden. In Zeiten, in denen der Feminismus in seiner institutionalisierten Form ein konservativer ist, gibt´s auch mal was Positives, vor allem wenn sich das Konservative Lager entlang von essentialistischem Blödsinn - "Werde, was du bist!" (Hermann) - spaltet.

""Ich wollte wissen, was Eva Herman wirklich denkt", sagte Kerner nach der Aufzeichnung der Sendung der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). "Als ich gemerkt habe, dass sie ihre missverständlichen Äußerungen nicht aufklären kann, habe ich sie freundlich verabschiedet." Der Historiker Professor Wolfgang Wippermann, der als Experte in die Sendung geladen war, sagte zu "Bild": "Als sie (Herman) plötzlich über Autobahnen bei Hitler sprach, war das Gejohle im Publikum groß. Dabei gerät sie mit ihrer Terminologie in eine problematische Ecke.""
aus FR, 10 Oktober 2007.
"Konservativer Feminismus ist eine spannende Wortprägung. Denn konservativ steht dafür, Werte zu erhalten in einer modernen Welt: die Werte der Verantwortungsübernahme für andere, der Verlässlichkeit untereinander. Aber bitte auf Augenhöhe! Das heißt, dass die Kindererziehung, die Verantwortung für das Einkommen, aber auch die Pflege der alten Eltern eine gemeinsame Aufgabe ist."
Eva Hermann in der FAZ vom 19. März 2007

Bleibt zu hoffen, dass Ina Kerner und Sabine Hark mit der von ihnen geteilten These vom 'False Feminist Death Syndrome' recht behalten und der F-Klasse-Feminismus (Thea Dorn) von einem neuen 'alten' Feminismus abgelöst wird.
"Die F-Klässlerin ist Unternehmerin ihrer selbst; sie nimmt ihr Geschick in die eigenen Hände und (miss-)versteht ihren Erfolg ausschließlich als Ausweis persönlicher Leistung, als individuelle Überlegenheit im täglichen survival of the fittest, nicht als Effekt gesellschaftlicher Bedingtheit. [...]

Während diese jedoch auf das neoliberal angehauchte ABC des 'Jede-ist-ihres-Glückes-Schmied' setzt, bemüht sich der so genannt alte Feminismus in fast allen seinen Varianten darum, sowohl die Bedingungen freizulegen, die Handeln ermöglichen oder verhindern, als auch politisch für die Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten zu streiten. Feminismus, und das verschweigt die F-Klasse zu Gunsten der eigenen medialen Selbstprofilierung offensichtlich nur zu gerne, war und ist ein Projekt, das die Erweiterung der Freiheitsgrade von Frauen, aber auch von Männern, zum Ziel hat; und nicht die Einrichtung im Zustand der Unmündigkeit.

Es mag sein, dass die F-Klasse an der Zeit ist. Sie sollte sich allerdings stets als das ausweisen und als das verstanden werden, was sie ist: Ein Feminismus für Wenige, ein Spartenfeminismus für jene, die von gesellschaftlichen Be- und Verhinderungen nichts wissen wollen. Es mag auch richtig sein, dass es an der Zeit ist, über einen 'neuen' Feminismus nachzudenken. Denn in der Tat muss Feminismus sich der Frage stellen, ob und welche Antworten er heute anzubieten hat für die komplex ineinander verwobenen Herausforderungen einer globalisierten, homogenisierenden und zugleich zunehmend fragmentierten und segregierenden Welt; einer Welt auf jeden Fall, deren vordringlichstes Problem nicht die geglückte Work-Life-Balance westlicher Unternehmerinnen ihrer selbst ist, sondern immer noch Sexismus, Homophobie und Rassismus in ihren vielfältigsten, auch gewaltförmigen Manifestationen. Ein Feminismus, der zu diesen Fragen nichts zu sagen hat, dessen Platz ist gewiss in der Geschichte und nicht in der Gegenwart."
Sabine Hark und Ina Kerner

2 Kommentare:

Schatten kontrastieren hat gesagt…

Bei Aftershow gibt's das passenden Video: http://aftershow.blogsport.de/2007/10/10/eva-herman-wird-bei-johannes-b-kerner-rausgeschmissen/

Schatten kontrastieren hat gesagt…

Die Kommentarfunktion hier ist echt ein Graus:

http://aftershow.blogsport.de/2007/10/10/
eva-herman-wird-bei-johannes-b-kerner-raus