Freitag, 22. Februar 2008

Dienstag, 19. Februar 2008

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Streik im Luxusrestaurant

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An diesem Valentinstag ist die Vitrine mit knallroten Transparenten verhängt. "Papiere für alle" steht darauf. Und: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit". Aufgereiht auf Plüschstühlen im Inneren des Lokals sitzen neun junge Männer zwischen 23 und 33 Jahren. Alle tragen blütenweiße Schuhe, blau-weiß karierte Hosen und blütenweiße Kittel. Alle neun sind schwarz. Keiner hat legale Aufenthaltspapiere. Am Mittwochvormittag haben diese Tellerwäscher und Hilfsköche die Küche verlassen, in der manche von ihnen seit neun Jahren arbeiten.
Sie sind in den Streik getreten und haben einen Teil des Restaurants besetzt. "Wir verlangen Aufenthaltsgenehmigungen und unbefristete Arbeitsverträge", sagt Mamadou Traoré. Er arbeitet seit sieben Jahren in Frankreich, davon ein und dreiviertel in der "Grande Armée". Hätte er Aufenthaltspapiere, würde er einen besseren Arbeitsvertrag bekommen. Mit bezahltem Urlaub und bezahlten Pausen und geregelten Arbeitszeiten.

Dorothea Hahn, taz, 15.02.2008 (via anders deutsch)

Donnerstag, 14. Februar 2008

Macht und Geschlecht

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"Dass eine Frau überhaupt eine echte Chance hat, Präsidentin zu werden, ist schon ein Einschnitt. Eine kleine Revolution. Hillary Clinton hat über längere Zeit versucht, ihr Frausein mindestens nicht zum Thema zu machen, fast zu negieren. Sie hat versucht, sich härter zu geben als ihre männlichen Konkurrenten. Damit hat sie einen Fehler begangen. Sie hat so die Chance vergeben, die eine Frau in der Politik hat, wenn sie sich klar positioniert und eine Mischung aus authentischer Persönlichkeit und politischer Programmatik anbieten kann. [...]
Frauen versuchen oft, sich besser anzupassen an das Bestehende als die Repräsentanten des Bestehenden selbst."
Miriam Meckel

Heide Gerstenberger über Hillary Clinton, Macht und Feminismus:

"Ein Problem etwa ist, dass Frauen generell nicht automatisch mit Macht im positiven Sinn konnotiert werden. Härte, Durchsetzungskraft, Ambition - all diese "machtvollen" Eigenschaften werden eher Männern zugeschrieben. Eine mächtige Frau gilt schnell als "herrschsüchtig", "überehrgeizig", "kalt" und damit vor allem: "unweiblich". So wurde Hillary Clinton als First Lady mit politischen Ambitionen schnell zur "Yoko Ono" und "feministischen Hexe". Umgekehrt galt: Immer, wenn sie sich typisch "weiblich" im Sinne von "schwach" und "verletzbar" zeigte, stieg sie in der Gunst der WählerInnen. Ihre Sympathiewerte wuchsen während der Lewinsky-Affäre ihres Mannes auf sagenhafte 70 Prozent. Und die bereits verloren geglaubte Vorwahl Mitte Januar in New Hampshire gewann sie, nachdem sie einmal ihre Erschöpfung und damit "Schwäche" zugab. Die Genderforschung nennt dieses Phänomen Double-Bind: Die starke Frau soll bitte weiblich bleiben, aber die Weiblichkeit schließt sie quasi von der Macht aus. [...]
Clinton gehört augenscheinlich zu der Altersgruppe von Frauen, die sich gerade wegen des Double-Bind so gut es irgend ging absichern musste, wenn sie Macht haben wollte. Keine Angriffsfläche zu bieten, härter zu arbeiten als Männer, das war bisher die Devise, um in einem männlich dominierten Feld durchzukommen. [...]
Ein Wunder ist es nicht, wenn Frauen nach solchen Erfahrungen verinnerlichen, sie müssten die besseren Männer werden. So gesehen hätte Clinton eine undankbare Rolle als Pionierin: Verhärtet im Kampf um eine Macht, der ihre Töchter sich schon lockerer nähern können, und mit Methoden, die den Töchtern extrem uncool erscheinen. Wenn man diese Logik fortschriebe, hieße das, dass Clinton wohl nicht Präsidentin wird. Denn Pionierinnen kommen selten ganz am Ziel ihrer Träume an. Andererseits: Was genau hatten Wahlen noch mal mit Logik zu tun?"


Und Isolde Charim ('Der Althusser-Effekt') zu Clinton vs. Obama

Dienstag, 12. Februar 2008

Dienstag, 5. Februar 2008

MayDay Veranstaltungen

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7.2.2008, 19h
Jour fixe: “Revolutionäre Realpolitik” und “konkrete Kapitalismuskritik”. Fragen politischer Strategie oder die Aktualität der Organisierungsfrage.
Mit: Mario Candeias
Ort: Monarch, Skalitzer Str. 134, U1 + U8 Kottbusser Tor
Gruppe Soziale Kämpfe

Und tags drauf (8.2.) gibt's eine Buchvorstellung von Peter Birke und am Samstag (9.2.)den Workshop zu neuen Klassenkämpfen und die Gala der prekären Perspektiven und am darauffolgenden Freitag (15.2.) gibt es eine fette Party mit Leuten von den Bachstelzen, ://about blank, iaac, Steve Morell und T.Raumschmiere im Festsaal Kreuzberg. Da brennt das Maydaybündnis ja ein ganz großartiges Veranstaltungsfeuerwerk ab.

Freitag, 1. Februar 2008

Foucault, Marx, Neoliberalismus

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"Doch vergessen wir das "Pastorat" nicht. Der Ausdruck bezeichnet zunächst eine Herrschaft, die durch Seelsorgetechniken lenkt. Die Ideologie des "Pastors", also des guten Hirten, der nicht nur die ganze Herde schützt, sondern sich auch um jedes einzelne Schaf kümmert, erleichtert die Machtausübung. Solcher Techniken bedient sich anfangs nur die Kirche, doch seit dem Beginn der Neuzeit werden sie von "Vater Staat" adaptiert und umfunktioniert. Foucault kann den Begriff daher verallgemeinern. Er bezeichnet schließlich jede Politik, in der Individuen durch die Steuerung und Veränderung ihres Verhaltens und durch körperliche Dressur beherrscht werden. Um es kurz zu machen: Der Liberalismus, später der Neoliberalismus versprechen die Befreiung des Individuums von solchen "pastoralen" Zwängen. Nehmen wir zum Beispiel die Grundsicherung, für die nicht nur Neoliberale, sondern auch Linke, ja Marxisten eintreten. Sie wird als Befreiung vom quälenden Gang zum Sozialamt angesehen, das als Nachfolger des Beichtstuhls erscheint.

Ist das "linker Neoliberalismus"? Aber dann müsste man dem neoliberalen Versprechen trauen können. Ob das neoliberale Individuum frei ist, wenn es sich vom Staat befreit hat, ist mehr als fraglich. Es kann gewiss freier geworden sein, wie Marx das ja schon dem vorneoliberalen kapitalistischen Individuum im Verhältnis zum feudalen zubilligt. Mit Foucault ließe sich indes argumentieren, dass das neoliberale Individuum, wenn es das eigene Verhalten fremdbestimmt steuert, dafür einen Staat nicht mehr braucht. Es ist sich selber Staat. Man kann die "Selbstausbeutung" fröhlich freier Menschen überall beobachten.

Die Pastorats-Analyse hat jedenfalls eine staatstheoretische Dimension. Der neuzeitliche Staat herrscht durch Verhaltenssteuerung? Marx und Engels hatten dies nicht gesehen, sondern den freilich ebenso wichtigen Aspekt der Herrschafts- und Gewaltzentralisierung hervorgehoben. Das von ihnen propagierte "Absterben des Staates" würde zu föderalen statt zentralen Politikformen führen, es liefe letztlich auf den Ersatz des Staates durch eine Assoziation von Kommunen hinaus. So hat Marx es in seinem Kommentar zur Pariser Commune von 1871 erläutert. Doch wie Foucault uns lehrt, ist der Übergang zur Commune noch nicht das Ende der fremdbestimmten Verhaltenssteuerung. Erst wenn auch sie abstirbt, stirbt der Staat ab."

Michael Jäger (2007): Ohne Staat Leben, in Freitag Nr.5.